CMD und Migräne

Pochender Schmerz, Lichtempfindlichkeit, Übelkeit – Migräne ist für viele Betroffene ein Albtraum. Was jedoch oft nicht beachtet wird: Die Ursache kann nicht nur im Kopf, sondern auch im Kiefergelenk liegen. Immer mehr Studien und Erfahrungsberichte zeigen: Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) kann Migräne auslösen oder verstärken.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wie CMD und Migräne zusammenhängen
  • Welche Symptome typisch sind
  • Was du zur Behandlung tun kannst

1. Was ist Migräne – und wie unterscheidet sie sich von Spannungskopfschmerzen?

Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die meist einseitige, pulsierende Kopfschmerzen verursacht, oft begleitet von:

  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • ggf. Aura-Symptomen wie Flimmersehen oder Sprachstörungen

Typischerweise hält eine Migräneattacke zwischen 4 und 72 Stunden an. Die Schmerzen können sich bei körperlicher Anstrengung verschlimmern und führen bei vielen Betroffenen zur vollständigen Arbeitsunfähigkeit.

Im Gegensatz dazu sind Spannungskopfschmerzen meist dumpfer, beidseitig und weniger intensiv – häufig durch Muskelverspannung ausgelöst. Und genau hier wird es interessant: CMD kann beides triggern.

2. Was ist CMD – und warum betrifft sie auch den Kopf?

Die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine Fehlfunktion im Zusammenspiel von:

  • Kiefergelenken
  • Kaumuskulatur
  • Bisslage
  • Nervalen Steuermechanismen

Diese Strukturen sind eng mit dem Kopf-, Nacken- und Gesichtsbereich verbunden – über Muskeln, Nerven und Faszien. Störungen im Kieferbereich wirken sich daher schnell auf andere Regionen aus – vor allem auf den Kopf. Besonders der Trigeminusnerv, der auch bei Migräne eine zentrale Rolle spielt, steht in enger Verbindung zum Kieferbereich.

3. Wie kann CMD Migräne auslösen?

a) Über Muskelverspannungen

Die Kaumuskulatur gehört zu den kräftigsten Muskelgruppen des Körpers. Bei ständiger Anspannung – etwa durch Zähnepressen – kann es zu:

  • Triggerpunkten
  • Spannung im Nacken- und Schulterbereich
  • Ausstrahlenden Schmerzen in Schläfen oder Hinterkopf

kommen – typische Trigger für Migräneanfälle. Besonders nachts ist der Kiefer hohen Belastungen ausgesetzt. Viele Menschen knirschen oder pressen die Zähne im Schlaf unbewusst zusammen.

b) Über Nervenreizungen

Das Kiefergelenk liegt nahe am Trigeminusnerv – ein zentraler Nerv bei der Migräneentstehung. Eine gereizte Kieferregion kann diesen Nerv direkt oder indirekt aktivieren. Der Schmerz wird über die sensiblen Nervenbahnen weitergeleitet und im Gehirn als Migräne interpretiert.

c) Über veränderte Bisslage

Eine instabile Bisslage verändert die Kopfhaltung, was langfristig zu Fehlhaltungen, muskulären Dysbalancen und chronischen Schmerzen führen kann. Das gesamte Muskel-Faszien-System ist betroffen.

4. CMD-typische Migränesymptome

Symptom Hinweis auf CMD-Zusammenhang
Schmerz zieht von Kiefer in Schläfe Verspannung der Kaumuskulatur
Migräne verstärkt sich beim Kauen Fehlstellung im Gelenk
Kombination mit Kieferknacken Gelenkbeteiligung wahrscheinlich
Häufige Attacken nach dem Aufwachen Nächtliches Pressen oder Knirschen
Lichtempfindlichkeit ohne Aura vegetative Beteiligung möglich

Die Symptome sind oft unspezifisch und werden nicht immer richtig zugeordnet. Viele Patient:innen durchlaufen eine Odyssee von Fachärzt:innen, bis sie erfahren, dass der Kiefer die eigentliche Ursache ist.

5. Wie wird CMD-bedingte Migräne diagnostiziert?

Die Herausforderung: Viele Migränepatient:innen werden ausschließlich neurologisch abgeklärt – der Kiefer bleibt unbeachtet. Dabei lohnt sich ein CMD-Screening besonders bei:

  • unklarer Migräneursache
  • zusätzlichem Kieferknacken oder Schmerzen
  • mangelnder Reaktion auf klassische Migräne-Medikamente

Diagnostik umfasst:

  1. Anamnese mit Fokus auf CMD-Symptome
  2. Funktionsprüfung von Kiefer & Muskulatur
  3. Bissanalyse (Okklusion)
  4. ggf. bildgebende Verfahren (MRT, DVT)

Wichtig ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizin, Neurologie, Physiotherapie und Schmerzmedizin.

6. Behandlung: Was tun bei CMD und Migräne?

a) Aufbissschiene

Eine individuell angepasste CMD-Schiene entlastet Kiefergelenke und Muskulatur – der Druck auf das System sinkt, Migräneanfälle werden seltener. Viele Patient:innen berichten bereits nach wenigen Wochen über eine deutliche Besserung.

b) Physiotherapie & manuelle Therapie

Verspannte Strukturen im Nacken und Kiefer werden gezielt behandelt. Dazu zählen Triggerpunktbehandlung, Muskeldehnung, Mobilisation der Kiefergelenke und Haltungskorrektur. Die Therapie sollte immer individuell angepasst werden.

c) Entspannungsverfahren

  • Meditation
  • PMR
  • Atemtherapie

Diese Verfahren können helfen, das vegetative Nervensystem zu beruhigen und stressbedingtes Knirschen zu reduzieren. Auch Achtsamkeitstraining und Biofeedback zeigen gute Erfolge.

d) Medikamente (ergänzend)

Migränemedikation kann mit CMD-Therapie kombiniert werden – bei Bedarf unter ärztlicher Aufsicht:

  • Muskelrelaxantien
  • Antidepressiva
  • Schmerzmittel

Diese sollten allerdings nur unter Abwägung von Nutzen und Nebenwirkungen eingesetzt werden.

7. Selbsthilfe & Prävention

  • Achte auf nächtliches Pressen und trage ggf. eine Schiene
  • Nutze Entspannungstechniken regelmäßig
  • Vermeide einseitiges Kauen und harte Speisen
  • Reduziere Trigger wie Alkohol, Schlafmangel, Koffein
  • Übe eine aufrechte Haltung am Arbeitsplatz

Langfristige Migräneprophylaxe funktioniert oft nur, wenn auch die Kieferfunktion berücksichtigt wird.

8. Wann lohnt sich ein CMD-Check?

Gerade bei chronischer oder therapieresistenter Migräne lohnt es sich, einen CMD-Spezialisten zu konsultieren – insbesondere wenn:

  • du regelmäßig Kopfschmerzen oder Migräne hast
  • du zusätzlich Kiefersymptome bemerkst
  • du bereits mit Migränemedikamenten erfolglos behandelt wurdest

Ein CMD-Check ist schmerzfrei und liefert oft wertvolle Hinweise auf bisher unentdeckte Ursachen.

Fazit: CMD als versteckte Migräneursache

Migräne und CMD treten oft gemeinsam auf – und werden doch selten zusammen gedacht. Dabei kann die Behandlung der CMD eine entscheidende Wende in der Schmerztherapie bringen. Ein interdisziplinärer Ansatz aus Zahnmedizin, Physiotherapie und Schmerztherapie bietet oft die besten Ergebnisse.

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