CMD – also die craniomandibuläre Dysfunktion – wird häufig als Erkrankung von Erwachsenen wahrgenommen. Dabei sind auch viele Kinder und Jugendliche betroffen, oft ohne dass Eltern, Zahnärzt:innen oder Lehrpersonen es direkt bemerken. Frühzeitig erkannt, lässt sich eine CMD im Jugendalter jedoch meist gut und langfristig behandeln.
In diesem Artikel erfährst du:
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Wie CMD bei Jugendlichen entsteht
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Welche Symptome typisch sind
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Warum frühzeitiges Handeln so wichtig ist
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Welche Therapiemöglichkeiten es gibt
1. Was ist CMD überhaupt?
CMD steht für craniomandibuläre Dysfunktion – eine Fehlregulation im Zusammenspiel von:
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Kiefergelenken
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Kaumuskulatur
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Zähnen
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umliegenden Strukturen wie Nacken, Kopf und Wirbelsäule
Sie entsteht, wenn die Kiefergelenke oder der Biss nicht „rund laufen“. Bei Erwachsenen sind Ursachen oft Stress, Zahnbehandlungen oder Fehlbelastung. Bei Jugendlichen sieht das etwas anders aus.
2. Ursachen für CMD im Jugendalter
CMD bei Jugendlichen hat meist andere Auslöser als bei Erwachsenen. Häufige Ursachen sind:
a) Zahn- und Kieferfehlstellungen
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Engstände
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Kreuzbiss
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Überbiss
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Nicht durchgebrochene Zähne
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Probleme mit den Weisheitszähnen (ab ca. 15 Jahren)
b) Schnelle körperliche Entwicklung
In der Pubertät wächst der Körper asymmetrisch – das kann das Zusammenspiel von Muskulatur, Gelenken und Zähnen aus dem Gleichgewicht bringen.
c) Stress & emotionale Belastung
Auch Jugendliche sind heute zunehmend gestresst: Leistungsdruck in der Schule, Bildschirmzeit, Social Media. Stress kann zu Zähnepressen und Knirschen führen – typische Auslöser für CMD.
d) Haltung und Bildschirmnutzung
Langes Sitzen, insbesondere bei Tablet oder Smartphone, begünstigt eine ungünstige Kopf- und Kieferhaltung – das kann CMD fördern. Mehr dazu hier
3. Typische Symptome bei Jugendlichen
CMD äußert sich bei Jugendlichen oft anders als bei Erwachsenen – und wird deshalb leicht übersehen. Häufige Symptome:
Kategorie | Typische Beschwerden |
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Kiefer | Knacken, Reiben, eingeschränkte Öffnung, Schmerzen beim Kauen |
Zähne | Abgenutzte Schneidekanten, Zahnempfindlichkeit, Kieferschmerzen morgens |
Kopf & Nacken | Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Verspannungen |
Ohren | Ohrgeräusche, Druckgefühl, kein Infekt nachweisbar |
Allgemein | Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Schwindelgefühl |
4. CMD bei Jugendlichen erkennen – Warnsignale für Eltern
Achte auf folgende Hinweise:
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Das Kind klagt über Spannungskopfschmerzen oder „Ziehen im Kiefer“
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Zähneknirschen in der Nacht – hörbar oder sichtbare Zahnspuren
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Schwierigkeiten beim Kauen oder Essen harter Lebensmittel
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Ohrenschmerzen ohne Befund
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Häufige „unerklärliche“ Kopfschmerzen oder Schulverspannungen
Tipp: Viele Eltern berichten, dass sie CMD erst bemerkt haben, als eine kieferorthopädische Behandlung nicht den gewünschten Erfolg zeigte.
5. Kieferorthopädie & CMD – Wann wird es medizinisch?
Nicht jede Zahnspange verhindert CMD – und nicht jede CMD braucht sofort eine Kieferorthopädie. Entscheidend ist die genaue Diagnostik.
a) Funktion geht vor Form
CMD ist keine rein kosmetische Frage – auch ein „schönes Lächeln“ kann funktionell instabil sein. Wichtig ist, dass:
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die Kiefergelenke in der richtigen Position sind
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die Muskulatur harmonisch arbeitet
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das Kauen beschwerdefrei funktioniert
b) Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Idealerweise arbeiten folgende Fachbereiche zusammen:
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Zahnärzt:innen mit CMD-Erfahrung
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Kieferorthopäd:innen
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Physiotherapeut:innen
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ggf. Psycholog:innen bei stressbedingter CMD
6. Diagnostik – Wie wird CMD bei Jugendlichen festgestellt?
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Anamnese mit den Eltern und dem Kind
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Manuelle Funktionsdiagnostik des Kiefers
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Analyse der Bisslage und Gelenkbewegung
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ggf. Bildgebung (z.B. DVT, MRT bei Gelenkverdacht)
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Beobachtung im Alltag (Kauverhalten, Haltung, Bildschirmzeit)
7. Behandlungsmöglichkeiten – sanft, effektiv & altersgerecht
a) Aufbissschiene (CMD-Schiene)
Auch bei Jugendlichen kann eine individuell angepasste Aufbissschiene helfen, die Kiefermuskulatur zu entspannen und Fehlstellungen auszugleichen.
b) Kieferorthopädische Behandlung
Wenn Zahn- oder Kieferfehlstellungen vorliegen, kann eine Kombination aus Spange + funktioneller Behandlung sinnvoll sein.
c) Physiotherapie & Manuelle Therapie
Behandlung durch spezialisierte Physiotherapeut:innen, z. B. mit manueller Mobilisation oder Dehnübungen, ist sehr wirkungsvoll.
d) Entspannungstechniken & Stressreduktion
helfen besonders bei stressbedingtem Zähnepressen und unruhigem Schlaf.
8. Risiken bei Nichtbehandlung
Unbehandelte CMD im Jugendalter kann zu langfristigen Problemen führen:
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Zahnsubstanzverlust
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Chronische Schmerzen
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Fehlhaltungen
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Psychosomatische Beschwerden
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Soziale Rückzugstendenzen (Schmerzen, Unsicherheit)
Früherkennung ist entscheidend! Je früher CMD erkannt und behandelt wird, desto besser sind die langfristigen Aussichten.
Elternfragen: Was du wissen solltest
„Wie finde ich heraus, ob mein Kind CMD hat?“
→ Achte auf die Symptome & frage gezielt beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden nach CMD-Erfahrung.
„Ist eine CMD-Schiene für Jugendliche überhaupt geeignet?“
→ Ja – sie wird individuell angepasst und ist meist gut verträglich.
„Wächst sich das nicht aus?“
→ Leider nein. CMD kann sich verschlimmern, wenn sie nicht behandelt wird – vor allem in stressreichen Phasen wie Prüfungen oder Wachstumsschüben.
Früh erkannt – viel gewonnen:
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